top of page

Warum zögern chinesische Fitnessgerätehersteller, ihre Produktion nach Südostasien zu verlagern?

Der folgende Artikel ist eine Übersetzung des Originals von Roger Yao mit dem Titel "Why Are Chinese Fitness Equipment Manufacturers Still Hesitating to Move Production to Southeast Asia?"veröffentlicht auf FIT.QS.

 


Fitnessgerätehersteller am arbeiten

Die anhaltenden hohen Zölle der USA auf chinesische Importe setzen exportorientierte Unternehmen in China zunehmend unter Druck. Dieses Szenario hat insbesondere bei Herstellern von Fitnessgeräten Besorgnis ausgelöst.​


In den letzten Jahren wurde die Idee, die Produktion ins Ausland zu verlagern, intensiv diskutiert, wobei Südostasien als bevorzugtes Investitionsziel vieler chinesischer Unternehmen gilt. Dennoch bleibt die tatsächliche Bewegung innerhalb der Fitnessgerätebranche bemerkenswert begrenzt.​


Der Branchenführer Johnson Health Tech wagte 2019 den ersten Schritt und errichtete eine Fabrik in der vietnamesischen Provinz Bac Ninh. Kürzlich wurde der Betrieb durch die Eröffnung eines zweiten Werks in derselben Industriezone erweitert.​

Ein weiteres börsennotiertes chinesisches Fitnessgeräteunternehmen aus der Provinz Shandong begann Anfang dieses Jahres ebenfalls mit dem Aufbau einer Fabrik in Vietnam.​

Zudem haben einige Unternehmen Berichten zufolge Grundstücke in Thailand und Malaysia erworben, obwohl der tatsächliche Fabrikbau noch nicht begonnen hat.​


Welche Faktoren tragen zu diesem anhaltenden Zögern von Fitnessgerätehersteller bei?


Nach ausführlichen Gesprächen mit mehreren führenden Fitnessgeräteherstellern lassen sich sieben Hauptüberlegungen identifizieren:​


  1. Fehlende klare Auftragszusagen von internationalen Kunden

    Obwohl US-amerikanische und europäische Kunden chinesische Hersteller drängen, Kapazitäten nach Südostasien zu verlagern, bieten diese Käufer selten verbindliche Kaufzusagen oder garantierte Auftragsvolumina. Ohne gesicherte Aufträge stehen Hersteller vor einem klassischen "Henne-Ei"-Dilemma. Folglich sondieren beide Seiten weiterhin vorsichtig die Absichten des jeweils anderen und sind nicht bereit, den ersten Schritt zu machen.


  2. Unterentwickelte Lieferketten und begrenzte Kostenvorteile

    In den letzten Jahrzehnten hat sich China als globales Zentrum für die Herstellung von Fitnessgeräten etabliert, mit einer hochentwickelten Lieferkette und etablierten Industrieclustern. Im Gegensatz dazu fehlen Ländern wie Vietnam und Thailand ähnliche industrielle Ökosysteme. Selbst Johnson Health Techs erstes Werk in Vietnam war stark auf aus China importierte Teile angewiesen und begann erst kürzlich, wichtige Komponenten lokal in seinem zweiten Werk zu produzieren.

    Für kleinere oder mittelständische Unternehmen ist der Aufbau einer eigenen Lieferkette für kritische Teile in Südostasien äußerst herausfordernd. Das Fehlen ausgereifter Zulieferer in der Nähe bedeutet erhebliche Hürden beim schnellen Erreichen von Kostenvorteilen, was zu einer verlängerten Abhängigkeit von importierten Teilen aus China führt.


  3. Unsicherheit über zukünftige US-Zollpolitik

    Derzeit übersteigen die kumulierten Zölle auf chinesische Fitnessgeräteimporte in die USA 30 %. Zudem hat die US-Regierung angekündigt, am 2. April 2025 aktualisierte Zollrichtlinien bekannt zu geben. Angesichts der aktuellen politischen Volatilität der US-Regierung sind weitere Änderungen danach durchaus plausibel.

    Darüber hinaus signalisiert die USA die Möglichkeit, Zölle und Handelsbeschränkungen auf südostasiatische Länder auszudehnen, wie jüngste Untersuchungen zu Solarprodukt-Transshipments über Vietnam zeigen. Solche Entwicklungen verschärfen die Unsicherheit für chinesische Hersteller, die Investitionen in diesen Ländern in Betracht ziehen.


  4. Herausforderndes Investitionsumfeld in Südostasien

    Vorläufige Bewertungen von Unternehmen, die in Vietnam investieren, haben ergeben, dass die gesamten Produktionskosten dort etwa 10–15 % höher sind als in China. Während Vietnam unter Berücksichtigung der US-Zölle auf chinesische Produkte weiterhin Kostenvorteile bietet, könnten steigende Land- und Arbeitskosten – getrieben durch zunehmende Investitionsströme – diese Vorteile bald zunichtemachen.

    Zudem bleibt die Rekrutierung ausreichend qualifizierter lokaler Arbeitskräfte problematisch, verstärkt durch kulturelle und politische Unterschiede. Ein taiwanesischer Geschäftsführer bemerkte offen, dass die Verlagerung der Produktion nach Südostasien weitaus herausfordernder sei als der Umzug von Taiwan nach Festlandchina Jahrzehnte zuvor.


  5. Finanzielle und Management-Ressourcenbeschränkungen

    Für mittelständische bis große Unternehmen liegen die Investitionen in die Fertigung im Ausland typischerweise zwischen einigen Millionen und über 50 Millionen USD – kein geringer finanzieller Aufwand. Investitionen unterhalb dieser Größenordnung bieten jedoch kaum wirkliche Wettbewerbsvorteile.

    Zudem beansprucht der gleichzeitige Betrieb von Fabriken im In- und Ausland erheblich die finanziellen Ressourcen und die Managementaufmerksamkeit. Jegliche Rückschläge im Auslandsgeschäft könnten die inländische Geschäftsleistung erheblich beeinträchtigen.


  6. Unternehmerische Bereitschaft und altersbedingte Überlegungen

    Die Mehrheit der chinesischen Fitnessgeräte-Unternehmer ist zwischen 50 und 60 Jahre alt. Nach Jahrzehnten des Engagements in der Branche erfordert ein Neuanfang in einem fremden Land außergewöhnlichen Mut.

    Zudem verschärft die begrenzte Englischkenntnis unter den leitenden Angestellten die Herausforderungen, die mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen im Ausland verbunden sind. Folglich sehen einige Unternehmer, die bereits zu Ruhestands- oder Ausstiegsstrategien tendieren, Investitionen im Ausland zunehmend als unattraktiv an.


  7. Mangel an internationalisiertem Talent

    Abgesehen von den persönlichen Motivationen der Geschäftsinhaber stellt der erhebliche Mangel an global erfahrenen Produktions- und Managementtalenten in der Branche eine weitere erhebliche Hürde dar. Fachkräfte, die in interkulturellem Management, Produktionskoordination versiert und fließend in Sprachen wie Vietnamesisch, Thailändisch oder Malaiisch sind, sind im Fitnessgerätesektor äußerst selten.

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page